von Renja Popken, Lena Eilks, Pia Heidmann
0

Schule - Was kommt danach?

Hauptschüler, Realschüler, Abiturienten und Studenten - was kommt nach der Schule? Die Unsicherheit steckt in jedem von uns. Jetzt gibt es Möglichkeiten sie loszuwerden.

Universitäten und Hochschulen in der Umgebung am Beispiel der Jade-Hochschule

 

Der Hintergrund dieses Berichts ist ein Interview mit der Studienberatung der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. Im Gespräch mit Ingrida Budininkaite und Ute Hartkens.

 

Was ist der Unterschied zwischen Universität und Fachhochschule?

Jeder hat wahrscheinlich schon einmal diese beiden Begriffe gehört, aber was genau steckt/versteckt sich hinter ihnen? An der Fachhochschule gibt es einige Studiengänge, die an Universitäten nicht angeboten werden. So ist der Studiengang Medizin nur an Universitäten möglich. Dafür kann man Medienwirtschaft und Journalismus nur an Fachhochschulen studieren. Zudem ist der Besuch einer Universität mit dem einer Fachhochschule gleichzusetzen. Im Gegensatz zur Fachhochschule, wo die Studenten ein bis zwei Praxissemester absolvieren, gibt es an der Universität weniger Praxisphasen, der Schwerpunkt liegt hier im wissenschaftlichen Bereich.

Das Studium an einer Fachhochschule ist aus ein bis zwei Praxissemestern und sechs Theoriesemestern aufgebaut. Danach ist ein Auslandssemester möglich. Das Land ist hierbei frei wählbar.

Wie kann ich mein Studium finanzieren?

Aufgrund der Abschaffung der Studiengebühren, gibt es an der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven jetzt nur noch sogenannte Studienbeiträge, die sich auf 350 Euro pro Semester belaufen. Zur Unterstützung kann zum Beispiel Bafög beantragt werden oder aber auch ein Stipendium. Es ist auch beides gleichzeitig möglich. Es gibt viele verschiedene Stipendien.

Mit welchem Schulabschluss kann ich studieren?

Seit 2010 gibt es die Möglichkeit, sein Studium ohne Abitur zu absolvieren. Dadurch ist die Studentenrate gestiegen. Jedoch muss die Fachhochschulreife erworben sein. Auch mit einem Realschulabschluss und einer darauffolgenden Berufsausbildung ist ein fachgebundenes Studium möglich.

Was tun bei Studienschwierigkeiten?

Ein häufiger Grund für einen Studienabbruch sind falsche Vorstellungen von einem Studium. Um diesem vorzubeugen gibt es viele Angebote der Jade-Hochschule. Um einmal in das Studentenleben hineinschnuppern zu können, gibt es das Projekt „Gast für einen Tag“. An diesem Tag begleitet man einen Studenten, den sogenannten Jade Lotsen und kann mit ihm Vorlesungen, Seminare und Praktika besuchen.

Eine weitere Möglichkeit sind Onlinetests und Vorbereitungskurse, die bei der Studienorientierung helfen sollen. Dennoch ist ein Studienabbruch kein Drama. Arbeitgeber wissen die gewonnenen Erfahrungen zu schätzen. Die Studienberatung rät, bei Schwierigkeiten rechtzeitig Hilfe auf zu suchen, um die Situation zu reflektieren. Eine mündliche Ergänzungsprüfung bietet eine letzte Chance zur Verbesserung.

Die Jade-Hochschule ist in drei Standorte gegliedert. Diese haben verschiedene Schwerpunkte. Während Oldenburg sein Hauptaugenmerk auf Architektur und Bau legt, ist Elsfleth auf Seefahrt spezialisiert. Wilhelmshaven bietet Ingenieurwesen und wirtschaftliche Bereiche an. Eine Kooperation mit der Universität Oldenburg liefert eine Vielfalt an Studiengängen. Insgesamt hat die Jade-Hochschule 90 Partnerschulen. In der Zusammenarbeit mit anderen deutschen und einigen ausländischen Hochschulen, zum Beispiel in China oder Texas / USA, werden viele Projekte erarbeitet.

Hochschulen und Universitäten im Überblick

Jade-Hochschule Wilhelmshaven → MINT und Ingenieurwesen

Jade-Hochschule Oldenburg → Architektur und Bau

Jade-Hochschule Elsfleth → Seefahrt

Hochschule Emden-Leer → MINT

Hochschule Bremerhaven → Studien nach Interessengebieten: Energie und Meerestechnik, Live Sience, Logistik und Dienstleistungen, IuK (Informations- und Kommunikationstechnologie), Automatisierung

Hochschule Osnabrück → Forschung

Universität Osnabrück → Wissenschaften und Mathematik, Informatik

Universität Vechta → Bildung und Erziehung, und Soziale Diensleistungen

Volkshochschule/ Musikhochschule Friesland-Wittmund → Streich-, Zupf-, Blech- und Holzblas-, Tasten- und Schlaginstrumente

,,Ohne Schulabschluss nur halb so viel wert"

 

 

Zu dem Thema Schulabschluss ,,Ohne Schulabschluss nur halb so viel wert“ haben wir einige Fragen an den Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbandvorsitzenden Tom Nietiedt gestellt. Neben seiner Rolle als ehrenamtlicher Präsident ist er der geschäftsführende Gesellschafter des Maler-Gerüstbauunternehmens Nietiedt. Im Folgenden beantwortet Herr Nietiedt Fragen dazu, was die Wirtschaft in der Berufswelt fordert und welche Rolle der Schulabschuss dabei spielt.

2016 waren fünf Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen Schulabbrecher. Wie wird mit ihnen in der Berufswelt damit umgegangen?

Tom Nietiedt: ,,Schulabbrecher sind wirklich ein schwieriges Thema. Wir brauchen schon auch für unsere Berufsausbildung, die wir als Arbeitgeber anbieten, Schüler die möglichst eine abgeschlossene Schulausbildung haben, in Form eines Hauptschulabschlusses. Es ist schon wichtig, damit praktisch dann auch eine Eingangsmöglichkeit da ist, für beispielsweise eine Lehre im dualen System. Deshalb ist es notwendig, dass es Bildungsträger gibt, wie zum Beispiel die Volkshochschule, die anbietet, solche Abschlüsse nachzumachen. Dieses gelingt in der Regel sogar ganz gut, wenn die Schüler sich bereit erklären, noch einmal in den Schulalltag einzusteigen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man auch mit ehemaligen Schulabbrechern später dann auch eine ganz gute Lehre hinbekommt."

Also werden Schulabbrecher nicht einfach fallen gelassen?

Nietiedt: ,,Nein natürlich nicht. Es ist ganz wichtig, dass eigentlich alle von uns hier in Deutschland irgendwann einen Abschluss besitzen, denn man muss ja sagen, dass man ohne den in der Regel in der Berufswelt leider nur die Hälfte wert ist. Also muss man dafür sorgen, dass es so viel Bildung für die Teilnehmer in der Berufswelt gibt wie nur möglich, je nach Qualifikationsmöglichkeit und -grad sowie Potential und Neigung des Einzelnen."

Inwieweit haben sich denn die Qualifikationen und Anforderungen im Laufe der Zeit, an den Neueinsteiger in die Berufswelt verändert?

Nietiedt: ,,Man spricht zur Zeit ja ganz viel von Digitalisierung, das heißt die Anforderungen haben sich auch dahingehend verändert, dass Schüler von heute auch mit digitalen Arbeitswerkzeugen intensiver umgehen lernen. Beispielsweise ersetzt heutzutage ein Lasermessgerät einen Zollstock. Auch werden moderne Kommunikationsmittel immer wichtiger, wie die digitale Vernetzung unter den Mitarbeitern."

Wie sieht es denn bei Ihnen aus? Sie haben Ihr eigenes Unternehmen, haben Abiturientinnen und Abiturienten bei Ihnen eine höhere Chance als Hauptschüler?

Nietiedt: ,,Abiturienten sind für unser Unternehmen eine ganz schwierige aber auch gleichzeitig sehr wichtige Zielgruppe. Wir würden gerne mit sehr vielen Abiturienten arbeiten, stellen aber auch fest, dass diese, bevor sie eine duale Ausbildung machen, lieber direkt ins Studium gehen. Dies ist nicht unbedingt die beste Entscheidung, da an Fachhochschulen und Hochschulen eine Abbrecherquote von 30 bis 40 Prozent vorliegt. Das ist schade, da dadurch Energie in eine Richtung verschwendet wird, die dann hinterher viel besser im Ausbildungsbereich angelegt gewesen wäre und zu einem guten Ausbildungsergebnis geführt hätte. Und insofern lässt sich sagen, dass Abiturienten bei uns hoch willkommen sind. Wir freuen uns über jeden, der eine Ausbildung bei uns machen möchte. Diese haben dann auch bei guten Leistungen besonders gute Möglichkeiten eine Führungsposition zu erreichen."

Auf was achten sie bei den Bewerberinnen und Bewerbern? Sind Ihnen gute Noten wichtig?

Nietiedt: ,,Ein Bewerber sollte vielleicht nicht gerade das ganze Zeugnis voller Fünfen und Sechsen haben, aber wer einen „ Dreier-Durchschnitt“ hat, ist bei uns sehr willkommen. Ebenso sollte Interesse und Spaß am Handwerk oder für bürokaufmännische Berufe vorhanden sein. Der Bewerber sollte wissen, was er hinterher mit seiner Ausbildung anfangen will."

Da Sie häufig mit Schulabgängern zu tun haben, gibt es Verbesserungsvorschläge Ihrerseits an dem Bildungssystem?

Nietiedt: ,,Ganz wichtig ist, dass man etwas mehr Berufswelt auch in die allgemeinbildenden Schulen mit einbringt. Wir als Arbeitgeberverbände sehen das so, dass es durchaus sinnvoll wäre, an allgemeinbildenden Schulen das Fach Wirtschaft einzuführen, nicht nur an Berufsschulen. Es würde die Vorbereitungen auf die Berufswelt unterstützen, um Fragen zu beantworten, wie zum Beispiel Unternehmen aufgebaut sind, wie eine Betriebsorganisation funktioniert oder ein Bewerbungstraining. Dieses sorgt später dafür, dass ein gutes Basisverständnis vorhanden ist, wie Kommunikationswege und Strukturen in Betrieben funktionieren.“

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Schreibe einen Kommentar

Ein Projekt der oldenburgischen Landschaft, gefördert durch: